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Abschied von Dr. Günther Weixlbaumer

Schön für besondere Menschen

Dieser Beitrag wurde am 15.01.2024 verfasst

Mitte Dezember letzten Jahres ist der Gründervater von Schön für besondere Menschen, Dr. Günther Weixlbaumer verstorben. Schön musste damit traurig Abschied von jener geschätzten Persönlichkeit nehmen, die ihr Wissen, ihre Erfahrung, aber auch ihr Feingefühl für besondere Aspekte in der Arbeit für und mit Menschen mit Beeinträchtigungen hier einfließen ließ – zum Beispiel auch einen besonderen Sinn für das Schöne und für die Kunst.

Dr. Weixlbaumer fand und erschloss das Kreuzbichlgut im Micheldorfer Ortsteil Schön in den frühen 1990er Jahren. Selbst in Kirchdorf wohnhaft, kannte er den besonderen Ort – Schön trägt seinen Namen zurecht – und empfahl das Areal der Sozialabteilung des Landes OÖ und dem Trägerverein `Gesellschaft für Soziale Initiativen´ – GSI, dem Nachfolgeverein des `OÖ Landeswohltätigkeitsvereins´, der sich damals bereits seit über 100 Jahren für Menschen mit Beeinträchtigungen in Oberösterreich einsetzte. Dr. Weixlbaumer selbst, war zu dieser Zeit Geschäftsführer des von der GSI getragenen Instituts Hartheim in Alkoven, dessen Schwester-Einrichtung „die Schön“ später wurde. Im Jahr 1995 nahm die gemeinnützige GmbH „Schön für behinderte Menschen“ ihren Betrieb unter Günther Weixlbaumers Federführung auf. Im Jahr 2011 ging Dr. Weixlbaumer in Pension.

Von Beginn an in der neuen Einrichtung beschäftigt, war die heutige agogische Leiterin von Schön für besondere Menschen – im Namen der Einrichtung änderte sich später, im Jahr 2015, das Wort `behinderte´ in `besondere´ Menschen, Mag. Tatjana Wojakow. Sie erinnert sich in vier Bildern an Günther Weixlbaumer.

Das Bild des Lehrers und Mentors
„Dr. Weixlbaumer war bereits in der Handelsakademie in Kirchdorf mein Lehrer – das war auch unsere erste Begegnung in den 1980er Jahren. Später war er als als pädagogisch-psychologischer Berater bei der Lebenshilfe OÖ tätig, als ich dort zu arbeiten begann und dann 1996 in Schön, als ich hier ein Praktikum absolvierte und kurz darauf dauerhaft in Schön tätig wurde,“ erzählt Tatjana Wojakow.
„In all diesen Jahren konnte ich von ihm lernen, ihn in einer Vorbildrolle als Pädagoge und Geschäftsmann beobachten und mir Vieles von ihm mitnehmen. Bedeutende Sachverhalte lehrte mich Dr. Weixlbaumer durch diverse Gespräche, die wir im Laufe der Zeit geführt haben – seine Einleitung `Tatjana, ich sag Ihnen das jetzt…´ ist mir noch gut in Erinnerung.“

Das Bild von einem großen Herzen
das zweite Bild, das ich mit Günther Weixlbaumer verbinde, ist ein großes Herz. Er hatte für uns Mitarbeiter:innen immer ein offenes Ohr. Egal worum es gegangen ist, er hat sich die Zeit genommen, um unseren Anliegen zuzuhören. Besonders bei Einzelschicksalen hat er stets nach einer menschlichen und vor allem sozialverträglichen Lösung gesucht. Das Wohl der Menschen ist immer im Mittelpunkt seiner Entscheidung gestanden.

Das dritte Bild, das Tatjana Wojakow anspricht, ist  Günther Weixlbaumers Blick für das Schöne, die Harmonie für das Auge.
„Diesen Blick hatte er bereits beim Erwerb der Schön, seinem „Baby“, wie er die Schön manchmal bezeichnete, in dieser paradiesischen Umgebung von Anfang an bewiesen. Bereits damals hat er erkannt, wie wichtig eine schöne Umgebung ist, um Menschen eine hohe Lebens- und Arbeitszufriedenheit ermöglichen zu können. Er hat mir gezeigt und vor allem gelehrt, wie wichtig es ist, optische Gestaltungen einer Einrichtung in eine Hand zu legen. Dadurch konnte hier eine wirklich schöne Einrichtung entstehen, in der sich alle, sowohl unsere Gäste und Freunde wie auch unsere Mitarbeiter:innen, aber ganz besonders unsere Bewohner:innen wohlfühlen und stolz darauf sind, ein „Schönerer“ bzw. eine „Schönerin“ zu sein,“  sagt Tatjana Wojakow.
„Sehr oft hat er mich aufmerksam gemacht, dass beispielsweise ein Bild nicht passend aufgehängt ist oder eine Wand frisch gestrichen gehört, eine Pflanze am falschen Platz steht,… er hat mir dadurch gezeigt, wie bedeutsam es ist immer wieder mit einem kritischen Blick durch das Haus zu gehen, um vor Betriebsblindheit geschützt zu sein.
Allerdings war sein Blick für das Schöne nicht nur in Einrichtungs- und Gestaltungsfragen zu erkennen, sondern er war auch in all den künstlerischen Beiträgen unserer Bewohner:innen wiederzufinden, die noch jetzt in unserem Haus überall zu sehen sind. Durch Dr. Weixlbaumer hat die Kunst in der Arbeit mit und für Menschen mit Beeinträchtigungen im Allgemeinen und bei uns in Schön im Besonderen einen hohen Stellenwert erhalten, der stark durch ihn geprägt worden ist. Für Menschen mit Beeinträchtigung ist dadurch eine Möglichkeit entstanden, von der Gesellschaft anders wahrgenommen zu werden. Es war nicht mehr notwendig auf die Tränendrüse zu drücken, um Mitleid zu erregen, sondern wir wollen durch schöne Bilder und Skulpturen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen beeinträchtigten Künstler:in demonstrieren. Auch das ist eine Bereicherung in der Behindertenarbeit, die wir Günther Weixlbaumer zu verdanken haben.  

Das vierte Bild –  die Kunst „Fünf einmal gerade“ sein zu lassen…
… und den Mut zum Widerspruch zu haben. „Dr. Weixlbaumer hat mir gezeigt, dass es bedeutsam ist, nach einem bestimmten Regelwerk zu agieren, es jedoch genauso wichtig ist, Ausnahmen von der Regel als solche zu erkennen und demnach auch entsprechend anders zu handeln. Auch wenn wir uns in unserer Arbeit selbstverständlich mit Budgetzuteilungen, den Vorgaben der Sozialabteilung und den diversen Gesetzen auseinander setzen müssen, so versuchen wir unser Bestes zu geben und führen die Schön seit 2011 mit Herz und Verstand.
Unser Gründervater hat einen großartigen Grundstein dazu gelegt.“

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